Wie schreibe ich eine Inhaltsangabe?

Der folgende Artikel gibt einen Überblick über den möglichen Aufbau einer Inhaltsangabe und legt Schritt für Schritt dar, welche formalen und inhaltlichen Aspekte beachtet werden müssen. Zusätzlich gibt es einige praktische Tipps und Tricks, damit dir garantiert deine nächste Inhaltsangabe gelingt.

Inhaltsangaben schreiben leicht gemacht

Inhaltsangaben gehören in aller Regel zur ersten gelehrten Aufsatzform im Schulunterricht. Bereits Schüler der fünften Klasse erlernen die Technik und Vorgehensweise, um selbstständig eine Inhaltsangabe zu schreiben. Eine Inhaltsangabe hat die Funktion, in möglichst kurzer Form über den Inhalt eines bestimmten Textes (von Zeitungsartikeln bis hin zu kompletten Romanen) zu informieren. Durch das Einüben dieses Vorgangs entwickeln Schüler wichtige Kernkompetenzen, darunter z.B. eine geschulte Wahrnehmung, um das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, eine sprachlich-präzise Ausdruckskraft, sowie den Umgang mit fremden Texten.

Gelegentlich wird die Inhaltsangabe auch als Zusammenfassung bezeichnet. Beide Wörter stehen stellvertretend für den selben Prozess, nämlich die zentralen Inhalte kurz und bündig in eigenen Worten zusammenzufassen. Die entsprechenden Operatoren "zusammenfassen" und "wiedergeben" gehören im Abitur zum Anforderungsbereich I, womit nur eine Reproduktion bestehender Textteile verlangt wird. Alles was darüber hinaus geht (z.B. Transferaufgaben, Reflexionsaufgaben) darf nicht mehr Teil der Inhaltsangabe sein!

Aufbau Inhaltsangabe:


1.) Einleitung:
Einleitungssatz
  • Verfasser/Urheber des Textes
  • Titel/Überschrift
  • Erscheinungsdatum und Erscheinungsort
  • Textart/Textsorte (z.B. Zeitungsartikel, Erzählung, Essay)
  • ggf. Quelle des Textes (z.B. aus einer Märchensammlung)
  • Thema des Textes

2.) Hauptteil:
Chronologische Wiedergabe des Inhalts
  • Wer sind die handelnden Personen?
  • Wo spielt die Handlung?
  • Wann spielt die Handlung? In welchem Zeitraum?
  • Was geschieht?
  • Wie verhalten sich die Personen?
  • Warum handeln die Personen?

3.) Schluss:
Eigene Meinung
  • Persönliche Stellungnahme
  • Welche Intention hat der Autor?

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Inhaltsangabe schreiben


Wichtige Vorabinformationen: Eine Inhaltsangabe wird im Rahmen der fünf Prämissen Klarheit, Kürze, Objektivität, Präzision und Vollständigkeit verfasst.

Klarheit: Inhaltsangaben müssen verständlich und eindeutig formuliert sein. Es darf keinen Interpretationsspielraum geben. Fremdwörter aus dem Ausgangstext sind zu vermeiden und durch entsprechende Synonyme (bedeutungsgleiche Wörter) zu ersetzen.
Kürze: Der Umfang des Textes sollte sich nach dem Sprichwort: "So lang wie nötig, so kurz wie möglich" richten. Ein wesentliches Kennzeichen einer Inhaltsangabe liegt in ihrer besonderen Kürze.
Objektivität: Die Inhaltsangabe muss frei von subjektiven Stellungnahmen und Wertungen sein. Das Geschehen wird aus einer objektiv-distanzierten Sichtweise heraus beschrieben.
Präzision: Nur zentrale,für die Handlung tragende, Informationen gehören in die Inhaltsangabe. Diese Informationen müssen ohne Bedeutungsverlust aus dem Ausgangstext in die Inhaltsangabe projiziert werden.
Vollständigkeit: Eine Inhaltsangabe erhebt den Anspruch auf Vollständigkeit. Der elementare Handlungsstrang muss von Anfang bis Ende vorhanden sein.

Die Einleitung einer Inhaltsangabe muss sämtliche allgemeine Informationen rund um den betreffenden Text beinhalten. Dazu gehört der Urheber, der Titel bzw. die Überschrift des Textes, das Erscheinungsdatum, die Textart und im Einzelfall auch die Quelle. Zudem muss das Thema bzw. der Inhalt des Textes auf maximal ein- bis zwei Sätze zusammengefasst werden. Beispiel:

In dem von den Gebrüdern Grimm herausgegebenen Märchen "Rapunzel", aus der Sammlung "Kinder und Hausmärchen" (1812, erster Band), geht es um ein junges Mädchen, dass von einer Hexe in einen hohen Turm eingesperrt wird. Im Verlaufe der Geschichte verliebt sie sich in einen Prinzen, der fortan versucht sie aus dem Turm zu befreien.

Man sollte immer darauf achten, im Einleitungssatz keine Inhalte aus dem Hauptteil der Inhaltsangabe vorwegzunehmen, indem man zu ausschweifend wird. Ein kurzer Überblick in maximal zwei Sätzen ist vollkommen ausreichend.

Wie oben bereits erwähnt, werden Inhaltsangaben unter den fünf Grundsätzen von Klarheit, Kürze, Objektivität, Präzision und Vollständigkeit verfasst. Zudem müssen im Hauptteil der Inhaltsangabe einige weitere wichtige Aspekte beachtet werden. Dazu gehört zum einem die verwendete Zeitform. Durchweg muss die Zusammenfassung in der Gegenwart (Präsens) geschrieben werden. Ausnahmen bilden nur kleinere zeitliche Rückgriffe, die auch Perfekt zulassen. Ansonsten sind in der Inhaltsangabe keine anderen Zeitformen zulässig. Hingegen stellt die Vergangenheitsform (Präteritum) ein wesentliche Unterscheidungsmerkmal zum Aufsatztyp der Nacherzählung dar.

W-Fragen beim Schreiben einer Inhaltsangabe Weiterhin ist die chronologische Schilderung der Ereignisse wichtig. Im Schreibprozess kommt man leicht in Versuchung, den Inhalt gemäß seiner Spannungskurve darzubieten. Auch hier würde man (verbotenerweise) in den Bereich der Nacherzählung vorstoßen.
Als gedankliche Stütze, welche Inhalte unbedingt teil der Inhaltsangabe werden müssen, sollte man sich ständig die W-Fragen (Wer, Wo, Wann, Was, Wie und Warum) vor Augen führen. Besser noch: Bevor mit der Klassenarbeit begonnen wird, sollten alle W-Fragen auf einem Notizblatt kurz beantwortet worden sein. Hat man eine W-Frage in der Inhaltsangabe "untergebracht", kann diese abgehakt werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass keine der zentralen Informationen vergessen wird, denn die W-Fragen repräsentieren das zentrale Grundgerüst jedes Textes! Um sie herum werden die darüber hinaus wichtigen Handlungen bzw. Thesen (während in epischen Texten die Handlung dominiert, spricht man in Zeitungsartikeln eher von Thesen) ergänzt.

Was die Länge der Inhaltsangabe betrifft, sollte man sich immer an die Anweisungen des Lehrers halten. Im Allgemeinen lässt sich aber eine sinnvolle Länge von 150-500 Wörtern anstreben. Alles was kürzer oder länger ist, fällt nicht mehr unter den Sinn und Zweck einer Inhaltsangabe. Wir erinnern uns: die zentralen Inhalte sollen kurz und bündig in eigenen Worten zusammengefasst werden. Bei weniger als 150 Wörtern lassen sich die meisten Texte kaum ganz erschließen. Dagegen driften Inhaltsangaben jenseits der 500 Wörter schon in die Nacherzählung ab.

Der Aufbau einer Inhaltsangabe ist eindeutig in Einleitung, Hauptteil und Schluss gegliedert, wobei es strittig ist, ob eine Inhaltsangabe auch einen Schlussteil benötigt. Bezieht man sich nur auf den Wortsinn des Begriffes "Inhaltsangabe" und entsprechenden verwandten Operatoren, ist von einem Schlussteil abzusehen. Für gewöhnlich gibt die Aufgabenstellung in der Klassenarbeit darüber Aufschluss, wie im Anschluss an den Hauptteil zu verfahren ist. Denkbar wäre z.B. eine Stellungnahme mit einem persönlichen Werturteil zur Qualität oder Spannung des Romans/Zeitungsartikels/Märchen/Kurzgeschichte etc. Auch die mögliche Intention des Autors herauszustellen, läge sicher noch im Rahmen der Erwartungen für den Schluss einer Inhaltsangabe. Dessen ungeachtet bleibt aber der Hauptteil mit Beantwortung der W-Fragen Mittelpunkt der späteren Bewertung durch den Korrektor und sollte deshalb auch dementsprechend vom Textverhältnis gewichtet werden. Mindestens 60% der Gesamtzahl der Wörter muss auf den Hauptteil der Inhaltsangabe fallen.

Tipps für Inhaltsangaben:


Im Hauptteil müssen die Ereignisse oder Thesen in chronologischer Reihenfolge dargeboten werden!
Die Inhaltsangabe darf nicht mit der Nacherzählung verwechselt werden!
Achte auf die Gliederung: Einleitung, Hauptteil und Schluss!
Verzichte ausnahmslos auf kleine Details und konzentriere dich auf die wesentlichen Inhalte!
Die Inhaltsangabe muss mit eigenen Worten formuliert werden; keine Textfragmente aus dem Ausgangstext!
Es darf keine wörtliche Rede verwendet werden, nur indirekte Rede!
Nur die Zeitformen Präsens und Perfekt sind erlaubt. Die Vergangenheitsform darf nicht
Objektiv und sachlich bleiben: Subjektive Meinungen dürfen nur in den Schlussteil der Inhaltsangabe!

Inhaltsangabe Beispiel:

(Kassandra - Christa Wolf)

Die Erzählung "Kassandra" von Christa Wolf wurde im Jahr 1983 veröffentlicht und erzählt aus der Perspektive der mythologischen Figur der Kassandra die Ereignisse des Trojanischen Krieges. Die Hauptaspekte in dem Werk sind dabei die Darstellung der griechischen Mythologie, der Konflikt zwischen Griechen und Trojaner in dem Kontext einer patriarchalischen Gesellschaft, der Utopie einer matriarchalischen Gesellschaft, sowie der inneren Entwicklung Kassandras.

Kassandra wird nach dem Fall Trojas als Kriegsbeute nach Griechenland gebracht. Vor der Stadt Mykene sieht sie als Seherin ihrem Tod entgegen und rekapituliert ihren Werdegang vom naiven Mädchen, zur Erkenntnis gelangten Seherin.
Als Kind in der Zeit des Vorkriegs geboren, erlebt sie die drei Schiffe mit. Das "erste Schiff" fährt nach Delphi, um das Orakel um die Sicherheit der trojanischen Mauern zu befragen. Jahre später fährt das "zweite Schiff" gen Griechenland, um Priamos Schwester Hesione zurückzuholen, doch der Versuch scheitert. Währenddessen beschäftigt Kassandra vor allem ihre Beziehung zu Aineias und ihr Wunsch, Priesterin in Apollons Tempel zu werden. Wenig später als auch das "dritte Schiff" mit seiner Mission scheitert, Hesione nach Troja zurückzubringen, beginnt der Krieg.
Kassandra gelangt durch ihre Amme Marpessa immer mehr in eine Alternativgesellschaft am Fluss Skamandros, in der sie fernab des Krieges ein Leben ohne Gewalt lebt. Letztlich fällt die Stadt Troja, weil Kassandras Warnungen ignoriert werden.

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