Wie schreibe ich eine lineare Erörterung?

Der folgende Artikel gibt einen Überblick über den Aufbau einer linearen Erörterung und zeigt Schritt für Schritt, wie eine argumentative Gliederung aussehen kann. Zusätzlich gibt es eine Reihe nützlicher Tipps und Tricks, damit dir garantiert dein nächster Aufsatz gelingt. Am Schluss dieses Moduls erhälst du eine Übersicht über eine Vielzahl von möglichen Erörterungsthemen.

Lineare Erörterung vs. Dialektische Erörterung Wenn in der Schule der Begriff "Erörterung" fällt, assoziert vermutlich fast jeder sofort damit einen Aufsatz, der im Stile von Pro und Kontra ein ganz bestimmtes Thema behandelt. Aber Achtung: Dies gilt nicht für eine lineare Erörterung. Während in dialektischen Erörterungen zwei verschiedene Standpunkte gegenüber gestellt werden, darf eine lineare Erörterungen nur aus einer Perspektive argumentieren. Welche der beiden Methoden im Einzelfall zum Einsatz kommt, entscheidet sich aus der Erörterungsfrage. Unumstrittende Fragestellung, die bereits einen klaren Standpunkt beziehen ("Was ist an Atomkraftwerken so gefährlich?"), weisen auf die Methode der linearen Erörterung hin. Hingegegen werden dialektische Erörterungen bei Fragen verfasst, wo ein Pro und Kontra noch möglich ist (z.B: "Handyverbot auf dem Schulgelände?"). Dementsprechend wird dir die Entscheidung, ob du eine dialektische-, oder lineare Erörterung schreiben musst, allein durch die Erörterungsfrage abgenommen. Daher sorgfältig die Aufgabenstellung lesen!

Wer sich in der Klassenarbeit für den falschen Erörterungstyp entscheidet, begeht einen der denkbar schlimmsten Fehler. Deshalb diese Eselsbrücke: Kann die Erörterungsfrage mit Ja oder Nein beantworten (z.B: "Handyverbot auf dem Schulgelände?") werden, ist eine dialektische Erörterung zu verfassen. In allen anderen Fällen ist die lineare Erörterung das Mittel der Wahl, außer, es handelt sich um eine textgebundene Erörterung.

Aufbau lineare Erörterung:


1.) Einleitung:
  • Thema der Erörterung
  • Aufhänger (z.B. eine Tatsache, ein Zitat oder Vorurteil)

2.) Hauptteil:
These aufstellen
  • Argument 1 (schwächstes Argument)
    • Beispiel
  • Argument 2 (mittelstarkes Argument)
    • Beispiel
  • Argument 3 (mittelstarkes Argument)
    • Beispiel
  • Argument 4 (stärkstes Argument)
    • Beispiel

3.) Schluss:
  • Zusammenfassung des Hauptteils
  • Darstellung der Ergebnisse
  • Stellungnahme (Eigene Meinung zum Thema)
  • ggf. Ausblick auf die Zukunft

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Lineare Erörterung schreiben - Schritt für Schritt Anleitung


Der Aufbau der linearen Erörterung folgt dem immer gleichen Prinzip aus Einleitung, Hauptteil und Schluss. Abweichungen von dieser Reihenfolge führen in der Benotung der Klassenarbeit zu einer deutlichen Abwertung. Darum sollten die einzelnen Teile der Klausur visuell (mittels freier Zeilen -> mindestens zwei) voneinander abgegrenzt werden.

Mögliche Zeiteinteilung für eine lineare Erörterung Die Einleitung einer linearen Erörterung muss mindestens zwei wichtige Kriterien erfüllen: Zum einen muss sie eine Einführung in das Thema bieten, vergleichbar mit dem Einführungssatz eines jeden Aufsatzes. Zum anderen muss sie stilistisch so geschrieben sein, dass sie den Rezipient zum weiterlesen animiert. Doch wie kombiniert man am besten beides?

Eine von vielen Möglichkeit ist der sogenannte Aufhänger. Als Aufhänger (oder auch Teaser) wird ein kurzes Textelement bezeichnet, dass im Leser Neugierde hervorruft. Fakten, Zitate und Provokationen eignen sich deshalb am besten, um in die Erörterung einzuleiten.
Folgendes Beispiel illustriert eine mögliche Einleitung zum Thema "Was ist an Atomkraftwerken so gefährlich?"

Aus über 70 Jahren Kernkraftenergie sind Tschernobyl und Fukushima nur die Spitze eines Eisbergs von Atomunfällen. Fast drei Dutzend kritische Zwischenfälle dokumentieren die Gefährlichkeit und Unbeherrschbarkeit, die von Atomkraftwerken ausgeht.
Doch was macht Atomkraftwerke im Detail so gefährlich?

Unabhängig, ob man sich als Leser für oder gegen Atomenergie positioniert: eine derart provozierende Einleitung lässt Befürworter und Gegner erst einmal weiterlesen. Außerdem leitet sie unmittelbar in den Hauptteil der linearen Erörterung ein.

Bevor mit dem Hauptteil begonnen werden kann, muss allerdings einiges an Vorarbeit geleistet werden. Daher empfiehlt es sich, zu Beginn alle Argumente aufzulisten und der "Stärke" nach zu ordnen. Im späteren Schreibprozess müssen die Argumente dann von schwach nach stark dargestellt werden. Dies hat einen psychologischen Grund: Durch die schrittweise stärker werdende Argumentation bleibt insbesondere das letzte Argument in Erinnerung. Auf diese Weise wirkt die Argumentation stärker und auf den Punkt gebracht. Hier kannst du selbst den Versuch machen:

Aufsteigende Argumentation:
Auch ohne Atomenergie wird genügend Strom produziert - Demokratiegedanke: Atomkraft wird von vielen Menschen abgelehnt - Atomkatastrophen können global radioaktive Strahlung verursachen, und damit zum Tod von Tausenden von Menschen führen
Abfallende Argumentation:
Atomkatastrophen können global radioaktive Strahlung verursachen, und damit zum Tod von Tausenden von Menschen führen - Demokratiegedanke: Atomkraft wird von vielen Menschen abgelehnt - Auch ohne Atomenergie wird genügend Strom produziert

Argumentativer Aufbau Dennoch begründen Argumente allein noch keine stichhaltige Argumentation. Diese Funktion wird von Beispielen übernommen. Jedes Argument benötigt mindestens ein untermauerndes Beispiel.
Wahrscheinlich ist dir das dreigliedrige Schema These - Argument - Beispiel aus dem Unterricht bekannt. Eine These ist im Fall der linearen Erörterung deckungsgleich mit dem Thema der Erörterung. Ein Argument dient als Beweismittel zur Stützung der These. Am Ende dieser Kette belegt ein Beispiel das Argument und macht es so glaubhaft:

These: Atomkraftwerke sind gefährlich
Argument: Risiko von Umweltkatastrophen durch nicht 100%ig sichere Technik
Beispiel: Fukushima und Tschernobyl

Im Schlussteil der linearen Erörterung kann bei Bedarf (und falls noch Zeit übrig geblieben ist) eine persönliche Stellungnahme zum Thema erfolgen. Eine halbe Seite sollte dabei das Maximum bleiben, andernfalls gerät die Gewichtung durcheinander (Richtwerte: Einleitung 10%, Hauptteil 70%, Schluss 20%).
Noch bevor die eigene Meinung zur Geltung kommt, wird als Abschluss eine zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse aus dem Hauptteil angeführt. Eine Wiederholung einzelner Argumente ist aber tunlichst zu vermeiden. Da die lineare Erörterung ohnehin nur einen Standpunkt behandelt, dürfen auch im Schluss keine Gegenargumente hervorgebracht werden.

Zum Abschluss eignet sich ein kurzer Ausblick auf die Zukunft der Problematik. Dieser Teil ist abhängig des Erörterungsthemas sehr individuell. Im Falle des Beispiels mit der Atomenergie könnten solche Fragen im Raum stehen: Welche langfristigen Vorteile bietet der Verzicht auf Atomenergie? Welche Alternativen stehen bereit? Wie kann die Politik zum Atomausstieg überzeugt werden?

Beispielthemen für lineare Erörterungen:


Was ist an Atomkraftwerken so gefährlich?
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Tipps und Hinweise für lineare Erörterungen:


Der Aufbau der linearen Erörterung darf nicht mit dem der dialektischen Erörterung verwechselt werden!
Eine gründliche Vorarbeit sorgt später für eine gegliederte Erörterung!
Die Einleitung muss einen Aufhänger (Teaser) beinhalten!
Beachte die Einhaltung der Argumentationsstruktur bestend aus These - Argument - Beispiel !
Argumente haben in der Einleitung und im Schluss nichts zu suchen!
Die Argumente im Hauptteil müssen von schwach nach stark geordnet werden!
Übung macht den Meister: Schreibe vor der Klassenarbeit einmal selbst eine dialektische Erörterung!

Weiterführende Links:


Wie schreibe ich eine Charakterisierung?

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Wie schreibe ich einen Redeanalyse?

Wie schreibe ich eine Szenenanalyse?

Wie schreibe ich eine textgebundene Erörterung?