Wie schreibe ich eine Redeanalyse?

Der folgende Artikel gibt einen Überblick über den möglichen Aufbau einer Redeanalyse und legt schrittweise dar, welche inhaltlichen Aspekte beachtet werden müssen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche praktische Anwendungstipps, damit dir garantiert deine nächste Klassenarbeit gelingt.

Redeanalyse schreiben leicht gemacht

Redeanalysen werden sowohl im Deutsch-, Geschichts-, als auch im Englischunterricht behandelt. Trotz der fächerübergreifenden Unterschiede, lässt sich der Aufbau durchaus verallgemeinern. Während Redeanalysen im Deutsch- und Geschichtsunterricht vom Aufbau und Inhalt nahezu identisch sind, und sich nur durch die unterschiedliche Schwerpunktsetzung bezüglich des historischen Kontextes unterscheiden, liegen die Ansprüche im fremdsprachigen Unterricht verständlicherweise auf einem niedrigeren Niveau.

Wie der Name schon verrät, bildet die Rede den Gegenstand einer jeden Redeanalyse. Insbesondere politische Reden eignen sich, um sie einer argumentativen, kommunikativen und sprachlichen Analyse zu unterziehen. Aber auch juristische Plädoyers, Jubiläumsreden, Trauerreden, Regierungserklärungen, Lobreden oder Vorträge können als Ausgangspunkt für eine Redeanalyse dienen.

Aufbau Redeanalyse:


1.) Einleitung:
  • Wer hält die Rede? (Redner)
  • Wann wurde die Rede gehalten? (Datum)
  • Wo wurde die Rede gehalten? (Ort)
  • Zu welchem Redetypus lässt sich die Rede zuordnen? (Art der Rede)
  • An welches Publikum richtet sich die Rede? (Adressat)
  • Aus welchen Gründen wird die Rede gehalten? (Anlass)
  • Worum geht es in der Rede? (Thema)

2.) Hauptteil:
2.1 Inhaltsangabe
  • gegliederte Zusammenfassung

2.2 Argumentative Analyse
  • Welche Argumente werden verwendet?
  • Wie ist die Argumentation aufgebaut?
  • Unter welcher Hauptthese läuft die Argumentation?
  • Welche Absicht verfolgt der Redner mit seinen Argumenten? (Intention)

2.3 Sprachliche Analyse
  • Rhetorische Mittel (z.B. Metaphern, Euphemismen, Vergleiche)
  • Nomen, Adjektive und Verben
  • Schlüsselwörter
  • Verwendung von Personalpronomen
  • Erzählstil (z.B. umgangssprachlich, förmlich, spezieller Jargon)
  • Syntax (hypotaktischer-, oder parataktischer Stil?)

2.4 Kommunikative Analyse
  • Nonverbale Kommunikation (Gestik und Mimik)
  • Verbale Kommunikation (Sprache und Betonung)
  • sonstige Bezüge des Redners zum Publikum

3.) Schluss:
  • Zusammenfassung der Analyseergebnisse
  • Einordnung der Rede bezüglich ihrer historischen Relevanz
  • persönliche Stellungnahme (Bewertung)

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Redeanalyse schreiben


Redeanalyse schreiben: Deutschunterricht, Englischunterricht und Geschichtsunterricht Im Rahmen der Redeanalyse ist eine gewissenhafte und gründliche Vorarbeit unerlässlich. Daher hat es sich als nützlich erwiesen, die Rede mindestens drei Mal komplett (!) durchzulesen. Währenddessen müssen folgende Aufgaben erledigt werden:

1. Die Rede muss in Sinnabschnitte gegliedert werden
2. Markierung der Informationen, die für die Beantwortung der W-Fragen relevant sind
3. Herausstellung der zentralen Thesen
4. Sichtung von Schlüsselwörtern und rhetorischen Mitteln
5. Klärung unklarer Wörter (ggf. im Wörterbuch nachschlagen, falls möglich!)

Auch wenn hier bereits Bereiche aus dem Hauptteil der Redeanalyse vorweggenommen werden, ist es immer wichtig, die Dinge die einem unmittelbar auffallen, auch sofort anzustreichen und ggf. niederzuschreiben. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass später keine Informationen vergessen werden. Im Allgemeinen sind 20% der Gesamtzeit für eine gründliche Vorarbeit absolut legitim.

Die Einleitung der Redeanalyse muss in jedem Fall die fünf W-Fragen beantworten. Wer ist der Redner? Wann wurde die Rede gehalten? Wo wurde die Rede gehalten? Warum wurde die Rede gehalten? Was für ein Thema wird in der Rede behandelt?
Zusätzlich müssen Redetypus (Art der Rede, z.B. politische Rede, Laudatio, Grabrede usw.) und Adressat möglichst genau bestimmt werden. Beispiel: Eine öffentlich gehaltene politische Rede von Barack Obama kann sich z.B. an das amerikanische Volk richten, etwa wenn die Rede anlässlich des US-Wahlkampfs gehalten wurde, oder aber sie richtet sich an die Öffentlichkeit eines ganz bestimmten Landes, wie beispielsweise bei diplomatischen Besuchen. Eine präzise Bestimmung ist jedenfalls zwingend notwendig. Niederzuschreiben, dass sich die Rede an die Öffentlichkeit oder die anwesenden Personen richtet, greift in jedem Fall zu kurz.

Der Hauptteil der Redeanalyse gliedert sich mit Inhaltswiedergabe, argumentativer-, sprachlicher- und kommunikativer Analyse in insgesamt vier Abschnitte, wovon der Schwerpunkt ganz klar auf den drei letztgenannten liegen sollte. Die der Analyse vorangestellte Zusammenfassung darf eine ¾ DinA4 Seite nicht überschreiten und wirklich nur die zentralen Thesen beinhalten. Ein grober Fehler wäre es, sich bereits zu diesem Zeitpunkt intensiver mit den Argumenten auseinander zusetzen.

Während man unter einer These eine Behauptung versteht, stellen Argumente stützende Beweisgründe dar. Diese Rechtfertigungen werden im Verlauf der argumentativen Analyse hinsichtlich inhaltlicher und formaler Aspekte untersucht. Inhaltlich in dem Sinne, als dass die Argumente aufgrund ihres Typus (Autoritätsargument, Faktenargument, logisches Argument, Wertargument) klassifiziert, und auf Stichhaltigkeit (Sind die Argumente nachvollziehbar?) geprüft werden. Unter die formalen Aspekte lässt sich im Wesentlichen der Aufbau der Argumentation subsumieren. Argumentationen können z.B. linear steigend (schwaches Argument 1 - mittelstarkes Argument 2 - starkes Argument 3), vergleichend (Gegenargument aufgreifen und durch ein eigenes Argument entkräften) oder auch "thesenlastig" (überwiegend Behauptungen, ohne zugehörige Argumente) sein. Eine überwiegend auf Thesen beruhende Argumentation ist in dem Sinne keine richtige Argumentation, weshalb sie als unzureichende Argumentation kritisiert werden könnte. Dagegen sind die beiden anderen Varianten als gut zu bewerten, wenn auch nur unter der Voraussetzung, dass auch das inhaltliche Kriterium der Stichhaltigkeit erfüllt wird. Wie man also erkennt: Inhalt und Aufbau der Argumentation sind eng miteinander verknüpft. Nur beide in Kombination führen zu einer starken Argumentationsweise.

Im Anschluss an die argumentative Analyse, legt die sprachlichen Analyse den Schwerpunkt ausschließlich auf die Sprache selbst. Eine wichtige Rolle spielen Rhetorische Stilmittel bei politischen Reden. Praktisch keine Rede kommt ohne rhetorische Mittel aus, doch nicht immer sind wir uns ihrer Verwendung überhaupt bewusst. Daher muss zuerst ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, welche rhetorischen Mittel häufig verwendet werden und wie man sie erkennt. Da das erkennen in der Regel weniger das Problem darstellt, als sie zu benennen, sollte man sich einen "Grundkanon" an rhetorischen Mitteln aneignen. Zur stilistischen Basis einer jeden Redeanalyse gehören mithin Alliterationen, Anaphern, Hyperbeln, Klimaxe, Metaphern, Parallelismen, Personifikationen, Symbole und Vergleiche.
Darüber hinaus gehend reicht es nicht aus, die Stilmittel in der Analyse nur zu nennen. Welche Funktion hat das vom Redner benutzte Stilmittel? Was will er mit dem Stilmittel bezwecken? Und welche Wirkung hat es auf den Zuhörer? Zwar sind diese drei Fragen innerhalb der Redeanalyse unmöglich bei jedem Stilmittel zu beantworten. Dennoch sollte man sich einige rhetorische Mittel herauspicken und diese im Hinblick auf Funktion, Zweck und Wirkung näher erläutern.

Doch nicht nur rhetorische Mittel können Anlass für eine tiefergehende Analyse sein. Auch Schlüsselwörter sind eine genauere Betrachtung wert. Martin Luther Kings "I have a dream", Joseph Goebbels "Wollt ihr den totalen Krieg?" oder Barack Obamas "Change" sind populäre Beispiele für die Verwendung von Schlüsselbegriffen, die sich im Kopf des Zuhörers festsetzen. Solche Begriffe sind immer eng an vom Redner beabsichtigte Assoziationen gekoppelt.

Ein gänzlich anderer Aspekt sind Personalpronomen, welche vom Redner sehr bewusst eingesetzt werden, um die Stimmungen im Publikum zu lenken. Überdies regulieren sie auch Nähe und Distanz. Beispiele: Die beiden Pronomen "Uns" & "Wir" erzeugen ein Solidaritätsgefühl. "Ich" ist immer sehr persönlich und soll Nähe zum Redner aufbauen. Ein "Du" spricht den Zuhörer unmittelbar an und bündelt die Aufmerksamkeit. "Ihr" & "Sie" wirken distanzierend, pauschalisierend und werden oftmals verwendet, wenn es darum geht die politischen Gegner abzuwerten.

Ob im Folgenden auch eine Analyse der Kommunikation erfolgen muss, entscheidet sich in der Form der vorgelegten Rede. Nonverbale- (Gestik und Mimik), als auch verbale Kommunikation (Betonung der Stimme; Tempo, Rhythmus und Pausen beim Sprechen) können nur analysiert werden, wenn die Rede in einem visuellen bzw. auditiven Medium vorliegt. Bei Redeanalysen auf Textbasis fällt dieser Abschnitt komplett weg. In der Schule wird der kommunikative Analyseanteil innerhalb der Redeanalyse fast immer vernachlässigt/ausgelassen, sei an dieser Stelle aber der Vollständigkeit halber trotzdem erwähnt.

Der Schlussteil der Redeanalyse unterscheidet sich, wie zu Beginn dieses Moduls schon erwähnt, von Fach zu Fach. Die Redeanalyse im Geschichtsunterricht erfordert hier eine Auseinandersetzung mit dem historischen Kontext: Welche Relevanz hat die Rede für die Zeit? Welche Ereignisse gingen der Rede voraus? Welche wichtigen Ereignisse folgten unmittelbar? War die Rede Auslöser für Entwicklungsprozesse oder löste sie gar ein konkretes Ereignis aus? Redeanalysen in den Fächern Englisch (analysis of a political speech) und Deutsch können dagegen gänzlich auf diesen Unterpunkt verzichten und beginnen den Schlussteil stattdessen mit einer obligatorischen Zusammenfassung der Analyseergebnisse. Im Anschluss daran sollte (fachunabhängig) eine persönliche Stellungnahme erfolgen. Dafür sind die beiden Operatoren "Beurteilen" (begründetes Sachurteil) und "Bewerten" (begründetes Werturteil) relevant. Die Eigene Meinung darf demnach ausschließlich im Rahmen der Bewertung innerhalb der persönlichen Stellungnahme kundgetan werden. Einleitung mitsamt Hauptteil müssen sachlich-objektiv und gänzlich frei von subjektiven Ansichten verfasst sein.

Tipps für Redeanalysen:


Halte dich an die festgelegte Gliederung von Einleitung, Hauptteil und Schluss!
Eine gründliche Redeanalyse belegt alle Informationen mit Zeilenangaben!
Der Hauptteil einer Redeanalyse beginnt immer mit einer kurzen Inhaltsangabe!
Es ist unmöglich, JEDEN Satz der Rede zu analysieren, daher beschränke dich auf das Wichtigste!
Sprachlichen Mittel dürfen nicht nur aufgelistet werden. Erläutere ihre Wirkung und Funktion!
Bei "auditiven" Reden muss zusätzlich die verbale- und nonverbale Kommunikation analysiert werden!
Die eigene Meinung darf erst im Schluss der Redeanalyse kundgetan werden!

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