Wie schreibe ich eine Szenenanalyse?
Der folgende Artikel gibt einen Überblick über den möglichen Aufbau einer Szenenanalyse und legt Schritt für Schritt dar, auf welche Inhalte besonders Wert gelegt werden müssen. Zusätzlich gibt es einige praktische Tipps und Tricks, damit dir garantiert deine nächste Szenenanalyse gelingt.
Szenenanalysen gehören im Abitur zu einer der am häufigsten verlangten Aufsatzformen. Einer der Gründe mag sicherlich sein, dass Dramen in aller Regel erstmalig Teil des Oberstufencurriculum (z.B. Goethes "Faust", Lessings "Emilia Galotti" oder Dürrenmatts "Die Physiker) sind. Vorher liegt der Schwerpunkt vor allem auf lyrischen und epischen Textformen, die ihre eigenen Analyseverfahren besitzen.
Gelegentlich wird die Szenenanalyse auch als Dramenanalyse oder Dialoganalyse bezeichnet. Doch davon sollte man sich nicht verwirren lassen. Alle drei Wörter stehen stellvertretend für einen nahezu identischen Prozess, nämlich einen Akt oder eine Szene aus einem Drama grundlegend zu analysieren. Während die Begriffe Dramenanalyse und Szenenanalyse gegenseitig als Synonyme verwendet werden, bezieht sich die Dialoganalyse auf einen speziellen Arbeitsschritt im Rahmen der Szenenanalyse.
Aufbau Szenenanalyse:
1.) Einleitung:
Einleitungssatz- Autor / Urheber
- Titel des Dramas
- Thema des Dramas
- Literaturepoche
- Entstehungszeitraum
- Erstaufführung
- Gattung des Dramas (z.B. Tragödie, Komödie)
- Worum geht es in der Szene? (max. ein Satz)
2.) Hauptteil:
2.1 Inhaltsangabe- Wer tritt auf? (Personen)
- Was passiert? (Handlung)
- Wo spielt die Szene? (Ort)
- Wie verhalten sich die Figuren? (Verhalten)
- Wann / in welchem Zeitraum geschieht die Szene? (Zeit)
- Warum handeln die Personen?
2.2 Dialoganalyse
- Analyse der Sprache (Syntax, Wortwahl, rhetorische Mittel)
- Anteil zwischen Sprache und Handlung
- Gesprächsanteile (Wer spricht wie viel?)
- Gesprächssituation (Monolog, Dialog, Streitgespräch)
- Beziehung der Figuren untereinander (z.B. symmetrische / asymmetrische Beziehung)
- Charakterisierung der auftretenden Personen (Darf sich nur auf die Szene beziehen!)
- Analyse der Szenenanweisungen/Regieanweisung
3.) Schluss:
Funktion der Szene, Bezug zur Literaturepoche und Bewertung- Funktion der Szene für den Verlauf der Gesamthandlung (evt. Schlüsselszene?)
- Funktion der Szene für die handelnden Figuren
- Szene in Verbindung mit der Literaturepoche setzen (Ist die Szene typisch/untypisch für die Epoche?)
- zusätzliches Wissen über den Autor (Unter welchen Umständen und Motiven entstand das Drama?)
- Bewertung (Wie hat mir die Szene und das Drama gefallen?)
Anzeigen:
Szenenanalyse schreiben
Bevor mit der Szenenanalyse begonnen wird, muss zunächst etwas an Vorarbeit geleistet werden. Die Aufgabenstellung verrät
in 99% aller Fälle zu setzende Schwerpunkte, weshalb sie noch vor dem Text einmal gelesen werden sollte. Dadurch können
die für die Analyse relevanten Informationen schon früh im Bearbeitungsprozess erkannt und festgehalten werden.
Zwei bis drei Mal sollte der Dramentext mindestens durchgelesen werden. Währenddessen werden wichtige Dialogstellen
farbig unterstrichen. Für jede Person empfiehlt sich eine andere Farbe, denn umso mehr unterschiedliche Personen teil
des Aktes sind, desto komplexer wird die Analyse.
Die Einleitung einer Szenenanalyse unterscheidet sich nicht grundlegend von Einleitungen anderer Aufsätze.
Allerdings gehören neben den typischen Fakten (Autor, Titel, Thema und Literaturepoche)
auch Entstehungszeitraum, Erstaufführung und die Gattung des Dramas in die Einleitung. Insbesondere der Entstehungszeitraum und die Erstaufführung
sind zwei wichtige Formalien. Letztere steht stellvertretend für das Datum der Veröffentlichung und geht bei Dramen fast
immer mit der Uraufführung einher. Merke: Dramen wurden früher (und auch noch Heute) mit der primären Absicht geschrieben,
als Aufführung in Theatern gespielt zu werden. Die Bedeutung von Theateraufführungen zu Zeiten von Goethe & Schiller lässt
sich vermutlich mit der Wichtigkeit des Fernsehgeräts heute vergleichen.
Darüber hinaus wird am Ende des Einleitungssatzes der Szenenanalyse in maximal einem bis zwei Sätzen kurz auf den Inhalt
der Szene eingegangen. Diese Sätze fungieren als Überleitung zum Hauptteil und müssen demzufolge als letztes im
Einleitungsabschnitt abgehandelt werden.
Der Hauptteil der Szenenanalyse unterteilt sich in zwei große Aufgabenbereiche (Inhaltsangabe und Dialoganalyse). Zunächst
wird der Inhalt der Szene ähnlich einer Inhaltsangabe zusammengefasst. Dabei gilt es die W-Fragen (Wer, Was, Wo, Wie, Wann
und Warum) zu beantworten.
Aus der Inhaltsangabe muss sich unbedingt erschließen, welche Personen untereinander handeln/beteiligt sind und wie die
Szene im Gesamtkontext eingeordnet ist. Zum Gesamtkontext gehört die unmittelbar vorausgegangene, als auch die unmittelbar
folgende Handlung. Daher sollte man mit jeweils einem Satz auf den inhaltlichen Rahmen der Szene eingehen. Deutungen oder
Interpretationen sind in diesem Abschnitt der Szenenanalyse noch verfrüht und unbedingt zu unterlassen. Es geht nur um
eine Zusammenfassung des Inhalts.
Das eigentliche Kernelement der Szenenanalyse folgt im Anschluss an die Inhaltsangabe. Abhängig von der Aufgabenstellung
gilt es nun, eine möglichst umfassende und vollständige Dialoganalyse zu verfassen. Man kann jetzt entweder chronologisch
vorgehen, daher die Analyse folgt auch der Handlung, oder man geht nach den abzuhandelnden Schwerpunkten vor, indem Schritt
für Schritt die einzelnen Themen abgearbeitet werden. Beide Varianten sind prinzipiell möglich.
Belege und Zitate sind innerhalb der Dialoganalyse keinesfalls nur obligatorisch zu verwenden: Jede Textstelle, auf die
sich bezogen wird, muss korrekt zitiert werden. Je näher am Text gearbeitet wird, desto bessere Bewertungen erreicht die
Szenenanalyse.
Außerdem sollte man sich angewöhnen, die handelnden Personen während der Analyse als "Figuren" zu bezeichnen. Das hat
sich im Laufe der Jahrhunderte für die Charaktere aus Dramen so etabliert und zeigt deinem Lehrer, dass du dich mit den
Begrifflichkeiten einer Szenenanalyse auskennst.
Die Analyse der Sprache gehört unabhängig von der Aufgabenstellung immer in die Szenenanalyse. Auffälligkeiten bezüglich
von Satzbau und Wortwahl müssen in einem Dreischritt erkannt, benannt und erläutert werden. Der größte Fehler liegt im
schlichten auflisten. In diesem Falle würde die Analyse nicht die nötige Tiefe erreichen, denn analysieren bedeutet
zugleich auch Textdeutung. Das gilt im übrigen auch für Rhetorische Mittel, deren
Wirkung es zu beschreiben gilt: Sowohl allgemein, als auch kontextbezogen auf die handelnden Figuren: Was bezweckt die
Figur mit den rhetorischen Mitteln? (Hervorheben? Überzeugen? Ablenken? Betonen?)
Ebenso müssen die Dialogsituationen im Gesamtkontext analysiert werden. Wer spricht mit wem und wie viel in was für einer
Gesprächssituation? (Dialog, Monolog, Diskussion). Auch die Beziehung zwischen den einzelnen Personen ermöglicht
Interpretationen und Rückschlüsse auf das Verhalten. Besteht eine symmetrische (z.B. zwei Freunde) oder asymmetrische
(z.B. Schüler und Lehrer) Beziehung? Weiterführend könnte dann untersucht werden, ob die Figuren sich gemäß ihrer
Beziehung sozialkonform (Zeitkontext beachten!) verhalten.
Sogar eine Figurencharakteristik kann innerhalb der Szenenanalyse Sinn machen. Dabei darf man sich jedoch nur ausschließlich
auf die zu analysierende Szene beziehen. Eventuelle Textstellen aus vorherigen oder nachfolgenden Szenen, die z.B. eine
Entwicklung der Figur aufzeigen, dürfen nicht mit einfließen. Der Schlussteil bietet hingegen im Anschluss Gelegenheit,
um die Entwicklung einzelner Protagonisten aufzuzeigen.
Zuletzt lohnt es sich, einen Blick auf die Szenenanweisungen bzw. Bühnenanweisungen zu werfen. Solche vom Autor
angefügten Bemerkungen leiten das Drama z.B. in Bezug auf die Bühnenausstattung, die Betonung von Sätzen und auch
Verhalten, welches nicht allein durch den Text selbst deutlich wird. Damit haben Szenenanweisungen einen nicht zu
verachtenden Einfluss auf das Gesamtbild des Stückes, auch wenn sie nicht direkter Teil der Dialoge sind.
Nach der ausgiebigen Analyse der Dialoge folgt im Schlussteil der Szenenanalyse neben der abschließenden persönlichen Bewertung, eine funktionale Einordnung der Szene. Zum einen muss die Funktion der Szene für den Verlauf der Gesamthandlung-, zum anderen für die handelnden Personen beurteilt und eingeordnet werden. Zusätzliches Wissen zum Autor, der Literaturepoche und der Entstehungsgeschichte des Dramas runden die Szenenanalyse inhaltlich ab.
Tipps für Szenenanalysen:
Bevor du mit dem schreiben anfängst, ließ dir mehrmals sorgfältig die Aufgabenstellung durch!
Innerhalb der Szenenanalyse muss durchweg zitiert und belegt werden!
Die handelnden Personen in einem Drama werden als Figuren bezeichnet!
Im Hauptteil der Szenenanalyse muss die Inhaltsangabe von der Dialoganalyse sauber getrennt sein!
Subjektive Anmerkungen gehören nicht in Einleitung oder Hauptteil!
Eine gute Zeiteinteilung ist wichtig: Lass dir mindestens 10 Minuten für die Korrektur übrig!
Übung macht den Meister: Schreibe vor deiner Klassenarbeit mindestens einmal eine Szenenanalyse!
Weiterführende Links:
Wie schreibe ich eine Charakterisierung?
Wie schreibe ich eine dialektische Erörterung?
Wie schreibe ich eine Gedichtanalyse?
Wie schreibe ich einen Gedichtvergleich?
Wie schreibe ich eine Inhaltsangabe?
Wie schreibe ich eine lineare Erörterung?
Wie schreibe ich eine Personenbeschreibung?
Wie schreibe ich einen Praktikumsbericht?