Wie schreibe ich einen Gedichtvergleich?

Der folgende Artikel gibt eine Übersicht über verschiedene Möglichkeiten zum Aufbau und zur Gliederung für einen Gedichtvergleich, und zeigt im Anschluss in einem Tutorial, welche Aspekte beachtet werden müssen. Nebenbei gibt es ein paar praktische Tipps, damit dir garantiert dein nächster Gedichtvergleich gelingt.

Aufbau, Tipps und Anleitung für einen Gedichtvergleich

Die Grundlage für einen Gedichtvergleich bildet die Gedichtanalyse. Daher sollten zunächst die analytischen und interpretatorischen Grundkenntnisse für die Bearbeitung eines Gedichtes eingeübt werden. Beide Verfahren unterscheiden sich inhaltlich kaum. Bei einer Gedichtanalyse liegt die Konzentration auf einem Gedicht, bei einem Gedichtvergleich auf zwei lyrischen Texten. Zusätzlich müssen diese beiden Gedichte dann aber nicht nur inhaltlich bearbeitet-, sondern auch auf sämtlichen Ebenen (Inhalt, Form, Sprache) miteinander verglichen werden. Gedichte miteinander zu vergleichen ist also noch ein wenig schwieriger und aufwändiger als die Analyse eines einzelnen Gedichts.

Aufbau Gedichtvergleich:


Gedichtvergleich - Variante 1 (diachrone Methode)

Gedicht A
  • Einleitung (Autor, Titel, Erscheinungsjahr, Gedichtart, Deutungshypothese)
  • Hauptteil (Formale Analyse und Interpretation)
  • Schluss (Zusammenfassung der Analyse, Einordnung in die Epoche, persönliche Wertung)

Gedicht B
  • Einleitung (Autor, Titel, Erscheinungsjahr, Gedichtart, Deutungshypothese)
  • Hauptteil (Formale Analyse und Interpretation)
  • Schluss (Zusammenfassung der Analyse, Einordnung in die Epoche, persönliche Wertung)

Vergleich zwischen Gedicht A und B
  • inhaltlicher Vergleich
  • formaler Vergleich
  • sprachlich/stilistischer Vergleich


Gedichtvergleich - Variante 2 (synchrone Methode)

  • Einleitung für Gedicht A und B
  • Hauptteil (Vergleichende Analyse beider Gedichte)
    • Inhalt (Aufbau, Thema, Inhalt)
    • Form (Strophen, Verse, Reimschema, Reimart, Metrum, Kadenz)
    • Sprache (Wortfelder, Stilmittel, Syntax, Lyrisches Ich)
    • Interpretation (epochale Bezüge herstellen)
  • Schluss
    • Vergleich der Autoren
    • Vergleich der Epochen (falls die Gedichte aus unterschiedlichen Epochen stammen)
    • Zentrale Gemeinsamkeiten/Unterschiede beider Gedichte
    • Vergleich der Intentionen

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Gedichtvergleich Beispiel - Tabelle


Die Vergleichstabelle eignet sich beim Gedichtvergleich für einen ersten Einstieg. Nach zwei bis dreimaligem Lesen beider Gedichte, sollte ein Großteil der Felder ausgefüllt sein. Im Laufe der Analyse kann man dann immer wieder auf die zu Beginn gemachten Notizen zurückgreifen und spart hierdurch Bearbeitungszeit.

Beispieltabelle für einen Gedichtvergleich


Gedichte miteinander Vergleichen:


Gegenüber einer einfachen Gedichtanalyse muss man bei einem Gedichtvergleich zwangsläufig Abstriche machen. Eine gründliche Analyse & Interpretation (aller Verse) zweier Gedichte mit anschließendem oder parallelem Vergleich ist in 120 oder 150 Minuten selbst für den schnellsten Schreiber nicht möglich. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich bei dem Gedichtvergleich auf die wesentlichen Inhalte zu konzentrieren. Die Interpretation darf (und muss sogar) punktuell durchaus ins Detail gehen, jedoch sollte man sich nicht zu lange an einzelnen Versen aufhalten. Am Ende zählt der Gesamteindruck und wenn einzelne wichtige Teilaspekte fehlen, oder der Vergleich plötzlich abbricht, kann das zu Notenabzügen führen.

Wie oben bereits dargestellt gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, um Gedichte miteinander zu vergleichen:
Bei der diachronen Methode wird jedes Gedicht einzeln bearbeitet. Das bedeutet, man erstellt zwei für sich stehende Gedichtanalysen. Erst im Anschluss daran beginnt der Vergleich der Gedichte hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten/Unterschiede/Besonderheiten. Vorteile: klarer und stringenter Aufbau, unkompliziert. Nachteile: aufwendig, kostet viel Zeit.
Dagegen stellt die synchrone Methode die wahrscheinlich anspruchsvollere Variante dar. Beide Gedichte werden gleichzeitig bzw. parallel bearbeitet. Nach einer gemeinsamen Einleitung erfolgt im Wechsel die Analyse. Zuerst werden die formalen Aspekte von Gedicht A, dann von Gedicht B abgearbeitet, usw. Im übrigen erlaubt es diese Methode, gleichzeitig auch direkt die Gedichte miteinander zu vergleichen. Das bringt im Gegensatz zur diachronen Methode eine nicht unerhebliche Zeitersparnis ein, die wiederum in detailliertere Interpretationen "investiert" werden kann.
Auch wenn die synchrone Methode vorteilhafter und eleganter erscheint, ist sie nicht besser/schlechter als die diachrone Methode. Letztlich kommt es allein auf den geschriebenen Inhalt des Gedichtvergleichs an, der von der Vorgehensweise gänzlich unabhängig ist. In vielen Fällen wird die anzuwendende Variante aber auch aus der Aufgabenstellung selbst ersichtlich, sodass es in dieser Hinsicht nur in den seltensten Fällen zu Problemen kommt.

Zum Schluss sei nocheinmal betont: Ein guter Gedichtvergleich basiert in erster Linie auf dem Verfahren der Gedichtanalyse. Der Aufbau (s.o.) geht nur rudimentär auf die Analyseschwerpunkte ein. Aus diesem Grund lohnt es sich wirklich, vorab das Grundverfahren zu erlernen.

Tipps für Gedichtvergleiche:


Testweise vor der eigentlichen Klausur einen Gedichtvergleich schreiben: Übung macht den Meister!
Aufgabenstellung sorgfältig durchlesen. Was getan werden muss steht dort und nirgendwo anders!
Entscheide dich BEVOR du mit dem Gedichtvergleich anfängst für eines der beiden Verfahren!
Schwerpunkte setzen! Wichtige Verse sollten ausgiebig interpretiert werden!
Zeitplan erstellen! Faustregel: mindestens 50-60% der Gesamtzeit müssen für den Hauptteil reserviert sein!
Rhetorische Mittel nicht nur auflisten, sondern ihre Wirkung beschreiben!

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